JULIA MINDERMANN | Potenzialentfaltung & Visionsentwicklung

“Träumst Du noch Dein Leben oder lebst Du schon Deinen Traum?” ist das Thema der Lemondays Blogparade. Die Frage kommt sanft und leicht daher. Sie klingt harmlos und scheint leicht zu beantworten.

Auf den ersten Blick.

Doch was bedeutet es denn eigentlich? Die eigenen Träume zu leben?

Zuerst fällt mir da das gängige Narrativ á la „so lebst du ab heute dein perfektes Traumleben“ ein, das wir alle aus Lifestyle- und Frauenzeitschriften und aus der Ratgeber- und Coaching Literatur kennen. Glauben wir diesen Anleitungen, so scheint es ganz klar zu sein, wie es funktioniert seine Träume zu leben und wie so ein Traumleben auszusehen hat.

Gibt es eigentlich eine mitteleuropäische Traum-Konvention, die ein glückliches und erfülltes Leben mühelos erreichbar macht, wenn wir ihr folgen?

Kann ich mir sicher sein, dass ich meinen Traum lebe, wenn ich zwei Kinder geboren und großgezogen habe, ein schickes, geschmackvoll eingerichtetes Haus mit Parkettboden und Dunstabzugshaube bewohne und ein meinen Wohlstand zum Ausdruck bringendes Auto fahre? Geht es wirklich um Perfektion oder darum in einer Villa zu wohnen und einen Porsche zu fahren?

Oder dient dieses Bild des perfekten Traumlebens, das wir alle in einer kapitalistisch, patriarchal geprägten Gesellschaft mehr oder weniger übernommen haben, in erster Linie einem wirtschaftlichen Interesse? Zu suggerieren, dass es das ist, was wir uns wünschen sollen, erzeugt ein stetes Gefühl des Mangels, dem wir folgen, indem wir konsumieren, was der Markt zu bieten hat.

Was gut ist für die Wirtschaft und weniger gut für unsere Seele.

Denn meine Seele fühlt sich nicht genährt von Konsum. Es fühlt sich anstrengend an und eher so, als würde ich mich von mir selbst ablenken, wenn ich Anforderungen und Erwartungen erfülle, die nicht meinen eigenen Werten, Wünschen und Sehnsüchten entspringen.

Kurz: Meine Seele träumt nicht wirklich von einer Villa am Starnberger See, wenn dieser Traum ihr nicht entspricht.

Interessant ist, dass wir immer wieder versuchen der Traum-Norm zu folgen, indem wir uns einreden, dass das die Träume seien, die wir gefälligst träumen sollten.

„Ich dachte, jemand könnte mir Landschaftsmalerei beibringen. Aber ich habe niemanden gefunden. Also musste ich es einfach probieren. Ich dachte, es würde jemanden geben, der es mir erklärt. Aber nein, sie konnten mir immer nur ihre Landschaften zeigen, nicht aber wie meine sein sollten.“[1] 

so Georgia O’Keeffe, die Ikone der amerikanischen Malerei.

Wenn wir versuchen, permanent unsere Energie darauf zu richten, fremde, gesellschaftlich anerkannte Träume wollen zu wollen, bleibt es allzu oft beim Träumen. Denn diese Träume taugen zwar vielleicht zum Träumen. Sie sind jedoch nicht inspirierend und motivierend genug, um sie tatsächlich auch zu leben.

Träume fühlen sich inspirierend und motivierend an

Und das müssen sie auch, wenn sie eine Chance haben wollen, gelebt zu werden.

Träume sind eigensinnig, kompliziert, lebenshungrig und wild, wie kleine Kinder. Sie sind kein Mainsteam und sie passen in keine Schubladen.

Die eigenen Träume wollen ernst genommen werden in ihrem Drang und Wunsch gelebt zu werden.

Denn es geht um so viel mehr: es geht um die eigenen Werte, die tiefsten Wünsche und Sehnsüchte. Es geht um das eigene So-Sein, das gelebt werden will.

Sie zu leben bedeutet bereit zu sein, gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen, unbequem zu sein, sich selbst an erste Stelle zu stellen und der eigenen Sehnsucht zu folgen – koste es, was es wolle.

Die eigenen Träume müssen nicht riesengroß sein. Es geht vielleicht ja gerade nicht darum irgendetwas scheinbar übermenschliches zu erreichen. Vielleicht geht es einfach nur darum wieder Ruhe und Zufriedenheit zu finden in sich selbst. Vielleicht geht es „nur“ darum, endlich einfach mal nichts zu tun und nichts zu müssen, im Moment zu verweilen und zu spüren, was gerade ist.

Vielleicht geht es auch darum, das Haus deiner Träume zu finden. Vielleicht darum, endlich den Mut zu finden, ein Buch zu schreiben, deinen Job zu kündigen, ohne einen Plan B zu haben oder allein zu reisen.

Was es auch ist.

Deine Träume zu leben bedeutet, dich frei und souverän dafür zu entscheiden. Dir zu erlauben, dich selbst und deine Träume an erste Stelle zu stellen.

Und dafür braucht es Klarheit. Denn allzu oft ist in all dem Getöse um uns herum die eigene innere Stimme, die uns unsere Träume zuflüstert kaum mehr zu hören. Weil wir viel zu sehr damit beschäftig sind, im Außen nach etwas zu suchen oder einem Idealbild gerecht zu werden.

Erst, wenn wir beginnen zu lauschen und unsere Sehnsucht zu erforschen, kommen wir dem auf die Spur, was unseres ist. Wenn wir uns trauen, uns dem Nicht-Wissen hinzugeben. Uns erlauben, herauszufinden, wer wir sind und was wir uns von diesem Leben wünschen, anstatt darauf zu hoffen, dass es da jemanden anders gibt, der es für uns weiß.

Niemand als wir selbst muss unsere Träume verstehen oder gut finden. Wir müssen sie niemandem erklären oder uns dafür rechtfertigen.

Und es braucht den Mut, sie tatsächlich zu leben. Voller Entschlossenheit die Entscheidung zu treffen für die eigenen Träume einzustehen.

Deine Träume wollen Aufmerksamkeit. Sie werden sich immer wieder in Erinnerung bringen, als das, was sie sind:

Deine Träume sind deine Träume sind deine Träume.

Vergleiche sie nicht mit den Träumen anderer. Bewerte sie nicht.

Lebe sie.

Und feiere dich dafür, dass du es tust.

Denn: Die eigenen Träume zu leben ist ein radikaler Akt der Selbstermächtigung und Souveränität.

Verbundene Grüße,

Deine Julia

P.S. Doch wie finde ich denn nun raus, wovon ich wirklich träume? Und vor allem, wie schaffe ich es, meinen Traum dann auch tatsächlich zu leben. Mich nicht mehr länger davon abhalten zu lassen…

Es gibt noch bis zum 31.10.2021 ein Super Power Paket für Frauen zum Thema “Träume leben mit 40+”. Schau doch gleich mal rein. Vielleicht ist ja was für dich dabei:

[1] Arte Dokumentation „Georgia O’Keeffe – Künstlerin im Wilden Westen“ (https://www.arte.tv/de/videos/100266-000-A/georgia-o-keeffe-kuenstlerin-im-wilden-westen/)